Geheimprojekte des Heeres 1939-1945. Motorbuch Verlag, Nr. 4453

Die Zeiten des Zweiten Weltkriegs haben gerabe auf deutscher Seite zu einer Vielzahl an ungewöhnlichen Entwicklungen und geheimnisvollen Projekten hervorgebracht. Viele davon sind nie zu einer Vollendung gekommen und viele Projekte sind lange unbekannt geblieben, da nur auf dem Reißbrett existent.

Aber um es gleich vorweg zunehmen - wer jetzt hier ein Buch voll mit Fahrzeugfotos und Zeichnungen erwartet, wie es (wie mir) das Deckelbild etwas suggeriert, wird enttäuscht sein. Doch worum geht es im Buch denn nun?

Natürlich geht es um die Geheimprojekte, die das Heer damals angestoßen, erforscht und gebaut hat. Aber es werden diese eben nicht in einer Vielzahl von Zeichnungen oder Fotos gezeigt, sondern es geht in der Mehrzahl um die Hintergründe, die Produktionsstätten und deren Details, den Erprobungsstellen, aber auch um einzelne Projekte und deren Details.

Auf 191 Seiten und 6 Kapiteln geht es hier ans Eingemachte - viele Farbfotos der Überreste, Ruinen oder restaurierte Produktions- und Erprobungsanlagen illustrieren hier die einzelnen Unterkapitel.Zugegeben, mit EUR 39,90 vielleicht nicht ganz billig, relativiert sich der Preis durch den gebotenen Informationsgehalt. Klare Kaufempfehlung. Auch für Modellbauer aller Sparten!

Das erste Kapitel umfasst lediglich das Vorwort mit 2 Seiten als Einstimmung auf das Thema

Kapitel 2 besteht aus 20 Seiten und beschreibt unter dem allgemeinen Titel "Das Heer" den Aufbau und die Struktur, sowie die Kommandostrukturen, das HWA, Bunkerquartier und die Heeresversuchsanstalten und Heeresgruppen im Detail vorgestellt.

Weitere 52 Seiten befassen sich in Kapitel 3 dann mit dem Versorgungs- und Rüstungskomplex der Deutschen im zweiten Weltkrieg. Hier wird man über die einzelnen Ämter informiert, die von den Bekleidung- und Verpflegungsämtern über Sprengstofffabriken, Chemiewerke bis hin zu den Munitionsanstalten.
Diese werden einzeln vorgestellt, wo möglich sogar die GPS Koordinaten der einzelnen Standorte, Fotos der einzelnen Orte von heute und Informationen zur Geschichte, Größe, Personal, etc.

Kapitel 4 kommt dann mit "Geheimprojekte" dem Buchtitel näher, dem dann mit 92 Seiten auch reichlich Platz gegeben wird.
Hier erfährt der geneigte Leser von eizelnen Projekten der Panzerwaffe, Ladungsträger, Minenräumer, Produktionseinrichtungen, Eisenbahngeschütze, Fernwaffen, Raketenwaffen und Atomforschung.
Zumindest der letzte Punkt erfüllt wirklich alle Kriterien eines Geheimprojekts und darüber ist tatsächlich in der einschlägigen Literatur noch nicht allzuviel veröffentlicht.
Auf der anderen Seite ist man etwas erstaunt, dass Fahrzeuge wie Panther, Tiger, Tiger II hier abgehandelt werden, die gefühlt bestens bekannt und nichts von einem geheimprojekt an sich haben. Zumindest der Abschnitt über die Maus schlägt dann doch wieder etwas in die richtige Richtung.
Die Fahrzeuge werden alle mehrseitig behandelt und beschrieben - zeutgenössische Fotos gibt es leider wenig, meist nur Farbaufnahmen aus dem Museum.
Auch die Darstellung der Produktionswerke wie Nibelungenwerke oder Henschel Werke sind weniger geheim, aber in der Darstellung der Produktion der Fahrzeuge schon interessant.
Bei den weiteren Projekten der Eisenbahngeschütze, Fernwaffen, Raketen usw. gibt es dann kaum noch Fotos der Projekte an sich, sondern entsprechende Erprobungsstellen, Relikte, Bunder, etc. Textlich wird natürlich auf Detail der Eeforschung und Entwicklung der jeweiligen Projekte eingegangen.

Kapitel 5 beschäftigt sich auf 17 Seiten noch mit Einrichtungen der SS, die weiteren Forschungsstätten und Denkfabriken betrieben - auch hier gibt es Informationen zu den einzelnen Standorten mit Fotos vom heutigen Zustand.

Das letzte Kapitel ist mit 3 Seiten der Anhang mit Quellen und Literaturverzeichnis

Ja, als Fazit - nicht Fisch, nicht Fleisch ... für ein rein technisches Buch zur den wirklichen Fahrzeugen der Geheimprojekte, kommt dieser Teil zu kurz, wenna uch textlich nicht uninteressant, aber die Erwartung neuer Erkenntnisse und vor allem Info- und Bildmaterial von damals, lässt einen dann doch enttäuscht zurück.
Für Freunde der Historie der Entwicklungen und die auch Freude haben die alten Stätten aufzusuchen und zu sehen, finden sich hier viele tolle Informationen und Fotos.