MiniArt 35401 Das Original: Der Bausatz: Der M3 Stuart anfänglicher Produktion stellt das erste Modell einer kommenden Serie von MiniArt. Der Hersteller bietet dieses Modell mit einer wirklich vollständigen (und offensichtlich korrekten) Inneneinrichtung an, welches sich nicht nur in der Kampfraum- und der Turmeinrichtung widerspiegelt, sondern auch im Motorraum, der eine schöne Replik des W-670 Sternmotors enthält. Der 385 x 240 x 90 mm große Karton ist gefüllt mit 20 hellgrauen Spritzlingen, einem Klarsichtspritzling, einer Fotoätzteil-Platine, einem Abziehbilderbogen (Decals) und der Bauanleitung. Die Qualität ist ausgesprochen hoch und drückt sich in sauber gespritzten Teilen aus, ohne Verzug, Versatz oder Grat. Der Detailgrad sucht seinesgleichen – hunderte von Nieten, Herstellerangaben auf Laufrollen, Durchbrüche an Sehschlitzen, Leitungen für den Motor, Instrumententafel des Fahrers und, und, und… Da es sich um einen Interior Kit handelt, sind viele Wannen- und Turmteile beidseitig (Innen und Außen) detailliert. Auswerfer sind größtenteils auf die Gießäste gesetzt, so dass man Teile deswegen nicht bearbeiten muss. Klarsichtteile sind erwartungsgemäß kristallklar wie sehr schön im Fall der großen Fahrerscheiben zu sehen. Auch die Winkelspiegel sind gut gelungen, manche mit einigen Details. Es gibt so einige sinnvolle PE-Teile (Gitter, Schutzbügel, Sitz- und Zurrgurte etc.), die auch fast alle verbaut werden müssen, da es keine alternativen Plastikteile gibt, aber die Anzahl hält sich Grenzen. Man beachte auch, dass MiniArt in der Bauanleitung die Anbringung von Leitungen und Kabeln mittels Draht vorsieht. Solcher Draht ist nicht im Bausatz enthalten und muss selbst besorgt und zugeschnitten werden. Da es sich um einen Interieur-Bausatz handelt, seht Ihr anhand der Bilderanzahl und dem Text wieder, dass auch dieses Modell es mir angetan hat. Wer sich nicht durch den Text arbeiten will, ein Tipp - pickt Euch die Bilder raus, die Euch interessieren und geht dann ggfs. zum entsprechenden Textteil, um mehr zu erfahren. Der M3 Stuart in der ersten Serienkonfiguration ist wie der M3 Lee ein mit Nieten übersäter Panzer. Dieses hat der Hersteller bis ins Detail sehr gut durch Aufteilung der Ober- und Unterwanne in einzelne Panzerplatten und Trennbleche, Wiedergabe der Nietenleisten und Nieten auf Innen- und Außenseiten wiedergegeben. Die Bodenplatte besteht aus einem, beidseitig detaillierten, Teil mit vielen Nieten, Blechverstärkungen, Winkeln und Wartungsdeckeln. Beim Motorraum ist eine große, rechteckige Öffnung, die man wahlweise mit einer einfachen oder randverstärkten Platte verschließt. Beherrschende Elemente auf der Bodenplatte sind der mehrteilige Getriebeblock und der Kardantunnel mit Polster darauf. Das Getriebe wurde wohl im Betrieb recht warm, sonst hätte MiniArt nicht die vielen Kühlrippen ausarbeiten müssen. Der Fahrerplatz ist mit Pedalen, Lenkbremshebeln und Sitz samt Sitzgurten aus Fotoätzteilen ausgestattet. Der Bug-MG Schütze bekommt den gleichen Sitz wie der Fahrer. Rechts vom Fahrer findet auf dem Getriebeblock die Armaturentafeln, für deren Anzeigen es Decals gibt, seinen Platz. Dickere Leitungen sind bereits an der Panzerung angegossen oder liegen als Plastikteile bei. Dünnere Leitungen werden in der Bauanleitung erwähnt, müssen aber aus Draht selbst hergestellt werden. Eine Halterung mit zwei MG-Gurtkästen wird rechts im Fußraum des Bugschützen angebracht. Hinter den Sitzen werden beidseitig des Kardantunnels zwei große Munitionskästen angebracht, die aber nicht sofort als solche erkennbar sind. Sie können nicht offen dargestellt werden. Zwischen Fahrersitz und Munitionskasten wird ein Kanister an die Seitenwand geklebt. Vorn an die Bodenplatte schließt die untere Bugplatte an. Hier wird Kleinarbeit in Form von Anbringung von Schraubenköpfen gefordert. Beim Aufstiegstritt hat man die Wahl zwischen Plastik- und Fotoätzteil. Verwendet man das Fotoätzteil, muss man auch dort Schraubenköpfe ankleben. Die obere Bugplatte, beidseitig detailliert, hat eine Wartungsöffnung für das Verteilergetriebe, den Fahrerausstieg und die Öffnung für die Kugelblende des Bug-MGs. Das Bug-MG setzt sich samt Gurtkasten, Hülsensack und Kugelblende aus 10 Teilen zusammen. Sehr schön daran ist der Faltenwurf des Hülsensackes, das sichtbare Gurtstück zwischen Gurtkasten und MG, die Belüftungslöcher des Rohrmantels und die geöffnete MG-Mündung mit dem typischen Querschlitz. Außen bringt man rechts des MG-Laufes die Hupe an, für die man einen kleinen Draht anbringen soll. Fahrerarmaturen kommen innen von unten an die Platte. Die Einstiegsluke des Fahrers ist zweiteilig und kann offen oder geschlossen gebaut werden. Meine Empfehlung – wegen der Inneneinrichtung offenlassen, dann ist mehr zu sehen. Auch die Wartungsluke würde ich nicht ankleben, sondern nur auflegen, so dass man die Luke öffnen kann, um das Verteilergetriebe zu sehen. Die eigentliche Fahrerfront ist mehr ein T-Rahmen mit großen Klappen, die beidseitig detailliert (ich wiederhole mich…) sind, Klarsichtteile für die Sehschlitze erhalten und geschlossen mit angelegten Stützen oder offen mit aufgestellten Stützen gebaut werden können. Bei offenen Klappen kann man Klarsichtfenster mit winzigen Scheibenwischern anbauen. Der Stuart hat je Seite ausladende Erker. Hier werden je Seite ein weiteres M1919 MG mit offenem Munitionskasten und Hülsenrutsche, aber ohne Sack angebracht. Die Detaillierung ist so gut wie beim Bug-MG. Auf der rechten Seite bringt man hinter dem MG drei nebeneinanderstehende Munitionskästen an. Dann folgt eine kleine Trennwand und die, beim Original nur von außen zugängliche, Fahrzeugbatterie. Leider ist die Klappe für das Batteriefach an das Kampfraumdach angegossen, so dass man ohne Schnitzereien die sehr schöne Batterie nicht zeigen kann. Auf der linken Seite sind zwei hintereinanderstehende Munitionskästen anzubringen. Die andere Auslegung der Kästen ist mit der Anbringung des Funkgerätes im linken Erker zu erklären. Hier sind dann auch wieder Drahtbiegefähigkeiten gefragt, um die Stromleitung anzubringen. Das Kampfraumdach beherbergt den Turmdrehkranz. Die oberen Enden der drei Turmstützrollen sind angegossen, die Gehäuse der Rollen werden von unten angeklebt. Der Zahnkranz ist deutlich wiedergegeben. Am äußeren Rand der Drehkranzöffnung werden sechs winzige Schraubenköpfe angeklebt. Man hört schon fast das Teppichmonster drohen. Zwei Tankdeckel mit Knebelgriff und ein Handgriff für den Batteriedeckel bringt man an. Der Kampfraum wird nach hinten durch eine, natürlich beidseitig detaillierte, Trennwand zum Motorraum begrenzt. Viele Details wie Schraubenleisten und Leitungen sind bereits angegossen, aber man muss auch noch weitere Teile wie Ölkühler, Feuerlöscher, Thompson-MP, Schaltkästen und Leitungen anbringen. Auf der anderen Seite der Trennwand geht es dann so richtig ab. Auch wenn der W-670 Sternmotor kleiner ist als der R-975 des M3 Lee, hat man immer noch jede Menge zusammenzubauen. Es bleibt nicht bei den 7 Zylindern. Zuluft- und Abgasleitungen, Aggregate, Keilriemen, die Motorhalterung und Auspufftöpfe wollen angebracht werden. Zwei aufrechtstehende Kraftstoff- und ein Öltank kommen auf die Bodenplatte. Die Heckplatte ist eigentlich nur ein Rahmen für zwei große Wartungstüren, die offen oder geschlossen dargestellt werden können. Der obere Teil des Hecks steht etwas vor und wird ebenfalls mit einer Platte verschlossen, an die ein PE-Gitter ansetzt, das unterhalb der Auspuffenden sitzt. Es gibt zwei große Motorabdeckplatten. Zum Turm hingewandt gibt es die Motorbelüftung, für deren Öffnung man PE-Biegekünste aufbringen muss. Dort finden auch die PE-Halterung und der Antennenfuß seinen Platz. Die Antenne selbst muss man aus Draht oder heißgezogenem Gussast herstellen. Ich würde die Antenne nicht im Bauschritt 81 gemäß Anleitung anbringen, sondern ganz zum Schluss, damit man das Teil bei weiteren Arbeiten nicht gleich wieder abbricht, da sie doch ziemlich ist. Die Platten kann man auch nur auflegen, um den Motorraum zeigen zu können. Die außenliegenden Luftfilter sind mit Riegelstangen und Leitungen ausgestattet. Das Laufwerk besteht pro Seite aus 2 Rollenwagen, 3 Stützrollen, 1 Antriebs- und einem Spannrad. Bei den Spannradlagern hat man die Wahl zwischen früher und später Version. Auf den Laufrollengummierungen sieht man in erhabenen Buchstaben Herstellerangaben. Auch wenn von den doppelten Kegelfedern nicht mehr viel zu sehen sein wird, hat MiniArt jede Wickelung scharf wiedergegeben. Die Endverbinderketten bestehen aus Einzelgliedern für die Rundungen und Segmenten für geraden Stücke. Die Bauanleitung zeigt deutlich, welches Teile wohin gehören. Die vorderen Kettenabdeckungen bieten zwei Baumöglichkeiten – für „normale“ Modellbauer und für Experten. Die einfache Bauweise bietet Werkzeuge und MG-Dreibeine mit bereits angegossenen Halterungen. Zurrösen sind bereits angegossen. Für die Experten gibt Werkzeughalterungen und Zurrösen aus Fotoätzteilen. Die Werkzeuge dafür sind ohne Halterungen separat dabei. Die angegossenen Zurrösen muss man bei Nutzung der PEs entfernen. Gleiches gilt für die Pionierwerkzeuge und Zurrösen am Heck. Die Fahrscheinwerfer sind hohl, die Gläser dafür aus Klarsichtmaterial. Die Schutzbügel der Scheinwerfer gibt es aber nur als Fotoätzteile. Das einzige Abschleppseil besteht nur aus zwei Seilkauschen und einigen PE-Schlaufen. Das Seil muss man selbst beisteuern. Sofern man Draht verwenden will, am besten darauf achten, dass man ein weiches Material verwendet, damit man die Schlaufe frustfrei legen kann. Dann wäre da noch der Turm, der auch im Bausatz tatsächlich aus den einzelnen Nietenplatten besteht. Passnasen werden dafür sorgen, dass man die Teile gut zusammenbekommt, aber man sollte trotzdem immer wieder trocken anpassen. Es gibt drei Sichtluken, deren Klappen man offen oder geschlossen montieren kann. Der Turmdrehring besteht aus dem unteren Ring, mit dem er in die Kampfraumdecke passt und dem Oberteil mit den Ansätzen für die Turmplatten. Im Drehring wird das kleine Schwenkgetriebe mit großem Handrad angebracht. Innen im Turm werden kleine Kästen, Trinkflasche und an der Turmdecke die Zurrung für die Kanone angebracht. Letztere kann man in Gefechts- oder Zurrstellung bauen, nur bei Zurrstellung wird es haarig, wenn man Kanone und Zurrung verbinden will, denn es ist kaum Platz im Turm. Die Kanone besteht dankenswerterweise aus einem gegossenen Stück mit geöffneter Mündung. Das Bodenstück ist zwar zweiteilig, aber der Verschluss ist eingegossen. Mit Abweiser, Öffnerhebel, Rohrbremsen etc. besteht nur die Kanone aus 9 Teilen. Dazu kommt dann noch das Rohrlager, die Schulterstütze für die grobe Höhenrichtung, Zahnsegment, Handrad für die Feinrichtung, Zielfernrohr und das M1919 koaxiale MG mit Hülsensack und über die Kanone gelegtem Gurt, der an den Gurtkasten auf der gegenüberliegenden Seite anschließt. Die sechseckige Kommandantenkuppel bildet sich aus zwei verlängerten Turmseiten und vier Kuppelplatten. Für alle Sehschlitze im Turm und der Kuppel gibt es Klarsichtscheiben. Den Lukendeckel der Kuppel sollte man für den Blick in den Turm offen darstellen, da die Bauweise der Kuppel es zwar nicht unmöglich, aber schwierig macht, dass Turmdach abnehmbar zu gestalten. Die gegossene Kanonenblende zeigt deutlich erhabene Gussnummern. Das fünfte MG für Fliegerabwehr und Infanterieunterstützung wird an einer Halterung links hinten am Turm angebracht. Ein großer Gurtkasten und ein kurzes Gurtstück vervollständigen das MG. Will man den Gurtkasten weglassen, gibt es ein alternatives Teil, was anstelle des Kastens angebracht wird. MiniArt stellt Naßschiebebilder (Decals) für 4 Fahrzeuge zur Verfügung, die wie gehabt seidenmatt glänzend mit wenig Rand sind. Version 1: Kennung T 27983, British Army, Royal Tank Corps, Tactical Training School, Ägypten - Sommer 1941 Version 2: Kennung U.S.A. W-301167 „C4“, 2nd Armored Division, Louisiana/USA - Herbst 1941 Version 3: Kennung U.S.A. W-30993 „D9“, 1st Armored Division, Rock Hill, South Carolina/USA - Herbst 1941 Version 4: Kennung U.S.A. W-30982 „CRC“, Unidentified Cavalry Regiment, Camp Funston/USA - Frühjahr 1942 Die Bauanleitung hat insgesamt 24 Seiten. Auf den Seiten 2-4 finden wir allgemeine Sicherheitshinweise und die Inhaltsübersicht. Die Seiten 4 bis 22 zeigen die 129(!) Bauschritte, die auch notwendig sind, um die Anleitung übersichtlich zu halten. Die Bauschritte sind sinnvoll, logisch aufgeteilt und verständlich. Ich empfehle aber trotzdem ein intensives Studium der Anleitung, bevor man sich in den Bau stürzt. Die letzten beiden Seiten führen die 4 Bemalungs- und Markierungsanleitungen auf inklusive der Farbübersicht für Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo MiG und Tamiya Farben. Das Stuart Erstlingswerk von MiniArt ist der Hammer. Man muss Detailliebe und Zeit mitbringen, wird aber mit einem Kunstwerk belohnt, das seinesgleichen sucht. Andere Hersteller bieten zwar auch eine gewisse Kampfrauminneneinrichtung, aber der Detailreichtum von MiniArts Modell ist sicherlich schwer zu toppen und es kommt noch der Motor dazu, den andere nicht haben. Für Modellbauer, denen die Inneneinrichtung nicht so liegt, gibt es das Modell auch ohne Inneneinrichtung. Je nach Händler kann man diesen M3 Stuart zwischen 52 und 64 Euro in Deutschland bekommen, was angesichts der Details und des Motors noch mehr als akzeptabel ist.
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