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IBG Models 35065 - 3Ro Italian Truck with 100/17 100mm Howitzer

Das Original:

Der Lancia 3RO war ein schwerer, italienischer Lkw, basierend auf dem Lancia RO. Er wurde ab 1939 bis 1950 produziert und war bis in die 1960-er Jahre im Einsatz. Mit seinem 93 PS Motor konnte er bis zu 45 km/h erreichen. Als Truppentransporter konnte er bis zu 32 Soldaten transportieren Es wurden aber auch Panzer und Pferde befördert. Mit einer anderen Plattform diente er auch als bewegliche Artillerie und Flugabwehr mit entsprechend montierten Geschützen. Der Lancia fand sowohl zivile als auch militärische Abnehmer. Neben der italienischen Armee nutzte ihn auch die deutsche Wehrmacht.

Der Bausatz:

Der Lancia 3RO mit 100 mm Haubitze von IBG hat Zuwachs in Form von Figuren bekommen. Das Fahrzeug wurde bereits unter der Nummer 35053 im Dezember 2018 herausgebracht und war schon damals eine hochdetailliertes Modell. Nun spendiert IBG eine Fahrzeugbesatzung in Form eines Fahrers, eines Offiziers und zwei Geschützbedienern dazu.

Im 405 x 255 x 60 mm großen Karton finden wir 16 graue, einen klaren Spritzling, 7 Plastikreifen, 1 PE-Platine, Naßschiebebilder und ein Metallrohr für das Fahrzeug und 5 graue Spritzlinge für die Figuren und deren Waffen und Ausrüstung. Ich habe noch einen weiteren Klarsichtspritzling mit Windschutzscheiben im Karton gefunden, der aber für dieses Modell weder gebraucht noch in der Übersicht aufgeführt wird.

Die Teile aus Plastik sind sauber ausgespritzt, ohne Grat und Versatz. Angüsse sind so gesetzt, dass Details in der Regel nicht beeinträchtigt werden. Unnötige oder störende Auswerferspuren sind mir nicht aufgefallen. Also, alles in allem sollte man die Teile vom Spritzling ohne viel Nacharbeit bekommen. Hier und da ist feiner Grat zu sehen, der sich leicht entfernen lassen sollte. Die Details des Geschützes sind etwas weicher als die des Lkws. An den Spritzlingen des Geschützes tauchen einige Sinkstellen auf, die sich zum Glück meist nur auf den Gießästen befinden, aber leider doch auch auf wenigen Teilen wie z.B. dem Verschlussblock.

Da der Lkw bereits bekannt ist, starten wir diesmal mit den Figuren. Von Spritzguss kann man nicht so scharfe Details wie bei Resinguss oder 3D-Druck erwarten, aber dennoch kommen die typischen italienischen Uniformen gut zur Geltung. Die Gesichtszüge sind etwas schwammig, aber deutlich erkennbar, so dass man Unterschiede zwischen den Gesichtern erkennen kann. Für den Offizier gibt es acht Teile – Beine, Rumpf, Kopf, Tropenhelm, Pistolentasche und Arme. An der linken Hand ist ein großes Megaphon angegossen, dem man ggfs. die Sprechöffnung aufbohren könnte. An der linken Hand befindet sich eine kurzstielige Pfeife. Knöpfe und aufgesetzte Taschen der Uniform treten deutlich hervor. Der Offizier ist der Einzige, der kniehohe Stiefel trägt. Der stehende Kanonier kommt mit drei Teilen aus; Beine und Rumpf bilden ein Teil, dazu kommt der Kopf und die zusammengegossenen, vor der Brust gekreuzten Arme. An den Füssen trägt er Gamaschenschnürschuhe. Die Schnürung ist angedeutet, aber etwas undeutlich. Der sitzende Kanonier besteht aus Kopf, Tropenhelm, Armen und dem Rest. Der Kanonier soll rechts am Geschütz sitzen, die Arme suggerieren, dass er die Handräder bedient. Man muss beim Bau sehen, ob er deswegen nicht vielleicht doch lieber links sitzen sollte. Zu guter Letzt wäre da noch der Fahrer. Er hat zwei Köpfe zur Auswahl – einen mit angegossenem Schiffchen und einen mit separatem Tropenhelm. Auch beim ihm bilden Beine und Rumpf ein Teil. Es gibt vier Arme, von denen aber nur zwei für seine Fahrertätigkeit notwendig sind. Die beiden anderen könnte man ggfs. verwenden, wenn man ihm eine Aufgabe als Geschützbedienung zuweisen möchte. Das müsste man Bau prüfen, ob das so geht wie gedacht. Fahrer und stehender Kanonier haben schräg vor der Brust Patronentaschen angegossen. Ein Spritzling mit vier Waffen und Wasserflaschen steht zur freien Verfügung, da in der Anleitung nichts darüber ausgesagt wird. Bei den Waffen handelt es sich offensichtlich um je 2 Carcano Karabiner Terni und 2 Gebirgsstutzen 65mm. Die Ladehebel sind gut herausgearbeitet, die Abzugsbügel durchbrochen mit freistehendem Abzug. Bei den Gebirgsstutzen sollte auch das Teil unter dem Lauf durchbrochen sein, da es sich wohl um ein eingeklappten Zweibein handelt, aber da behilft man sich dann selbst. Die Figuren bringen Leben in das Fahrzeug. Wenn jetzt noch etwas mehr Ausrüstung dabei gewesen wäre…

Der Fahrzeugrahmen besteht wie bei den anderen 3RO aus separaten Längs- und Querträgern mit relativ vielen Teilen, die sauber und ordentlich in jeweils exakt gerade Ausrichtung gebracht werden müssen. Es gibt sehr viele, teils aus Fotoätzteilen bestehende, teils auch filigrane, Anbauteile, die alle ihren Platz finden wollen. Die Vorder- und Hinterachse sind gut detailliert und mit recht wenigen Teilen baubar. Leider lässt sich bei der Vorderachse kein Lenkeinschlag bauen, zumindest nicht aus dem Kasten (der findige Modellbauer wird aber sicher eine Möglichkeit finden). Die Blattfedern machen eine sehr guten Eindruck. Jedes Federblatt ist sauber erkennbar. Die Blattfedern stützen die Achsen am Rahmen ab.
Eine besondere Herausforderung, die ich es bisher nur bei den 3RO Bausätzen von IBG gesehen habe, sind die Bremsseile und Leitungen aus langen, dünnen Fotoätzteilen. Dies verlangt dem Modellbauer einiges ab, belohnt ihn aber auch mit diesen Extra-Details! Es gibt sieben Räder, je zwei Zwillingsräder auf der Hinterachse, die Vorderräder und ein Ersatzrad. Sie setzen sich aus der Lauffläche mit dem Profil und einer Seitenwand zusammen, die mit erhabenem PIRELLI Herstelleraufdruck und Reifengröße schön detailliert sind. Das Ersatzrad besteht nur aus Felgentrommel und Lauffläche. Die Felgen sind mit entsprechenden Durchbrüchen versehen. Das Ersatzrad ruht in einem 3-teiligen Gestell am Heck des Rahmens. 2 Gurte aus feinen Fotoätzteilen sichern das Rad gegen Herausrutschen. Genoppte Trittbleche für das Fahrerhaus werden auch am Rahmen befestigt und machen einen guten Eindruck. Im hinteren Querträger sitzt die Anhängekupplung mit separatem Kupplungsbolzen, so dass man einen Anhänger anhängen könnte, ohne das Zugauge aufschneiden zu müssen. Der mehrteilige Auspuff wird im Rahmen verlegt und mit einigen Fotoätzteilen gesichert.


Der Dieselmotor ist ein kleines Modell für sich. Der hohe Motorblock des 5-Zylinder Diesel mit seinen Einspritzdüsen im Zylinderkopf fällt ebenso ins Auge wie die als Ölkühler ausgelegte und somit mit vielen Kühlrippen versehene Ölwanne. Lichtmaschine, Einspritzpumpe, Keilriemen, Lüfterrad, Zuluft- und Kühlleitungen, Abgaskrümmer und Öleinfüllstutzen sind weitere Details. Nach dem Einbau in den Rahmen wird der Motor mit dem dünnen, aber dennoch beidseitig detaillierten Kühler versehen. Insgesamt sehr Teile lastig, aber wunderschön anzusehen.

Die Auslegung des Fahrerhauses als Rechtslenker machte mich stutzig. In Italien gab es bis in die 1920-Jahre eine regional unterschiedliche Regelung mit Rechts- und Linksverkehr, welches eine Erklärung sein könnte, allerdings wurde der Lancia 3Ro erst ab 1938 entwickelt. Das oben offene Fahrerhaus ist immer noch ein viele Einzelteile aufgebrochen. An die Rückwand wird innen die durchgehende Rückenlehne angebracht. Die schmalen Seitenwände haben um unteren Ende Stangen zur Aufhängung der Trittbleche. Hier sollte man beim Hantieren aufpassen, um die Stangen nicht bereits vor der Montage des Fahrerhauses auf dem Rahmen abzubrechen. Der Boden nimmt die einteilige Sitzbank auf, deren Darstellung aber eine Trennung zwischen Fahrer- und Beifahrersitz aufweist. Es macht den Eindruck, dass der Fahrer auf dem Tank sitzt, denn rechts von seinem Sitz schaut ein Einfüllstutzen heraus. Schalt- und Handbremshebel werden ebenfalls auf den Boden geklebt. Die Fahrerhausfront ist auch beidseitig detailliert. Bereits angegossen sind die Halterungen mit den Winkern. An der Motortrennwand wird der Luftfilter mittels PE-Halterung montiert und über die Zuluftleitung mit dem Motor verbunden. Innen finden sich Kupplungs-, Brems- und Gaspedal, Lenkstange und -rad, Armaturentafel, kleine Bedienhebel und Haltebügel für den/die Beifahrer. Beidseitig detaillierte Türen können geöffnet oder geschlossen angebaut werden. Die äußeren Türgriffe werden separat angebracht. Beidseitig werden Suchscheinwerfer(?) angebracht. Für die Frontscheiben gibt es kratzer- und schlierenfreie Klarsichtteile, die aber bei dieser Version nicht angebracht werden, auch wenn sie im Bausatz enthalten sind. Die Motorhaube besteht aus dem mit angegossenem Einfüllstutzen Kühlerrahmen, der mit einem PE-Gitter verfeinert wird, den Seitenblechen mit Lüftungsrippen und den 2 Haubenteilen, die über ein schönes Klavierscharnier verbunden werden. Die Aufteilung erlaubt eine geöffnete Darstellung der Motorhaube. Die Seitenteile erhalten je 3 Riegel aus PE-Teilen. Die Vorderräder werden von großen Kotflügeln mit nach vorn ausgestellten Trittflächen überdeckt. Auf den Trittflächen werden feine Begrenzungsstangen befestigt, von denen man vorher den feinen Grat entfernen sollte. Die ausgehöhlten Fahrscheinwerfer mit Klarsichtscheiben finden seitlich am Kühlerrahmen ihren Platz.

Der Boden der Ladefläche wird auf einen einteiligen Hilfsrahmen montiert und weist eine Holzbohlenstruktur auf, sowie den genieteten Rahmen für die Aufnahme der Haubitze. Die Ladefläche wird an den vier Seiten von entsprechenden und ebenfalls optisch ansprechenden Seitenwänden abgeschlossen. Zusätzlich gibt es zwei Staukisten und eine Sitzbank für die Geschützbedienung. Der Unterboden bekommt noch die Schmutzfänger der Hinterräder, die zusätzlich durch Fotoätzteile abgestützt werden. Auf der linken Unterseite wird noch eine Halterung mit fünf 20 Liter Kanistern angebracht. Jeder Kanister besteht aus zwei Längshälften und dem Griff. Der Ausguss mit geschlossenem Deckel ist an einer Hälfte bereits angegossen. Auch wenn sie durch die speziellen Versteifungsrippen wie Wehrmachtskanister aussehen, tragen sie doch fein und deutlich die Gravierung R.E. für Reggio Escercito im mittleren Feld, darunter ein C und darüber 20 Litre. Somit sind sie eindeutig italienische Kanister.

Die 100mm Haubitze setzt sich aus relativ wenigen Teilen zusammen. Lafette und Rohraufnahme sind aus wenigen großen Teilen zusammengesetzt und weisen schöne Details auf. Diese werden mit einigen Kleinteilen wie Handrädern sowie Sichtmitteln verfeinert. Das Highlight hier ist sicher das recht schöne Aluminiumrohr für das Geschütz, dass man anstelle des geteilten Plastikrohrs verwenden kann. Es ist sauber gedreht mit offener Mündung und darin enthaltenen Feldern und Zügen.

Die Bauanleitung im ca. A4 Format hat 16 Seiten und ist in schwarz-weiß mit farbigen Akzenten gehalten. Kurze Beschreibungen oder Anleitungen sind in Polnisch und in Englisch gehalten. Die erste Seite startet mit Zeichenerklärungen, PE- und Decalübersicht, sowie den benötigten Farben und gibt Farbnummern für Vallejo Model Air, Hataka, Life Color, Mr. Hobby, AK Interactive und Mission Models an. Die Teile- und Spritzlingübersicht findet sich Seite 2. Der Bau des Fahrzeugs wird in 42 sinnvoll aufgeteilten, leicht verständlichen Schritten mit ausreichend großen Zeichnungen erklärt. Im Bereich des Fahrwerks erscheinen die Teile vielleicht etwas überladen. Man sollte aufpassen, dass man nichts übersieht. Einzelne Baugruppen, die in einem späteren Bauschritt verbaut werden, erhalten eine weiße Nummer in einem Dreieck. Bei Verwendung der Baugruppe erscheint das Dreieck wieder, dann in schwarzer Schrift. Am Ende der Bauschritte kommt eine Seite mit den Bau- und Bemalungsanleitungen für die Figuren. Die Anbringung der Decals und die Bemalungsanleitung für zwei Fahrzeuge finden sich auf den letzten Seiten.

Die vorgeschlagenen Optionen sind:

·         R.E. 90609 - Nordafrika 1941 in einfarbig Sahara Khaki

·         R.E. 102418 - Nordafrika 1942 in Sahara Khaki mit graugrünen Tarnstreifen

Während bei den Erstausgaben von 35053 noch keine Decals für die Armaturen dabei waren, sind sie diesmal dabei. Die Decals sind leicht seidenmatt glänzend mit wenig Trägerrand. Leider geht die Bauanleitung nicht auf die Anbringung der Armaturendecals ein.

Der Bausatz hat schon allein einiges geboten, aber zusammen mit den Figuren kommt jetzt noch Diorama-Potential dazu. Winzige Plastik- (z.B. Pedale und Bedienknöpfe) und Fotoätzteile (z.B. Haubenriegel, Kanisterhalterungen) erfordern Modellbauerfahrung. Sicherlich ein Modell, das Herausforderung und Spaß beim Bau verspricht und ein äußerst befriedigendes Ergebnis.

   Kurz-Übersicht:
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   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
35065
Komplett Bausatz
Spritzguss
1:35
Oktober 2023
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
IBG
Polen

ca.49.- Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Frank Krause




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